die furche - 28

Management ist mehr als Maximierung

 

Vor genau hundert Jahren, am 19.November 1909, wurde in Wien Peter Drucker geboren, „Vater des Managements“, erfolgreicher Berater, Universitätslehrer und in über zwanzig Sprachen übersetzter Bestsellerautor. Sein Mut zur unvoreingenommenen, originären Analyse und seine brillante Formulierungskunst machen viele seiner Bücher trotz ihrer Zeitgebundenheit noch heute zu einem höchst anregenden Lesevergnügen.

 

Schon als ganz junger Mensch lernte er unter den Gästen seines weltoffenen Elternhauses Größen des damaligen Geisteslebens persönlich kennen, von Joseph Schumpeter über Hans Kelsen bis Sigmund Freud. Nach Studien- und Forschungsjahren in Frankfurt musste er nach Hitlers Machtergreifung 1933 erfahren, dass Juden jede Entwicklung an deutschen Universitäten verschlossen war. Er verließ daraufhin seinen deutschsprachigen Heimat-Raum – zunächst nach London und dann in die USA.

 

1942 analysierte er in seinem ersten großen Werk „The End of Economic Man“ das tragische Auseinanderbrechen der sich in faschistische und linkstotalitäre Gruppen aufspaltenden Gesellschaft der Zwischenkriegszeit. Die Ursache dafür sah er vor allem im Verlust des Vertrauens in die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Freiheit und gesellschaftlicher Gerechtigkeit. Denn erst mit der Enttäuschung über das Wirtschaftssystem punktete in den Dreißigerjahren eine aggressiv-populistische Politik mit außerökonomischen Themen wie Volk, Rasse und Klassenkampf.

 

Für Drucker ist vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen der wesentliche Auftrag des Managements ein zweifacher: durch kluge, zielorientierte Führung zu guten Ergebnissen zu kommen – und gleichzeitig darauf zu achten, dass die Gesellschaft als Ganze davon profitiert. Den „spekulativen Kapitalismus“, der damals wie er heute zur entscheidenden Ursache der Finanzmarktkrise wurde, lehnte er entschieden ab. Die dramatische Legitimationskrise eines einseitig am Shareholder-Value orientierten Wirtschaftens, die aktuell wieder zu einem fatalen Vertrauensverlust gegenüber dem Marktsystem führt, hätte ihn deshalb wohl kaum überrascht.

 

Peter Drucker erwartete gerade von den erfolgreichsten Managern mehr als Gewinnmaximierung. Ihre Aufgabe ist es, mit Sachkompetenz und Sozialkompetenz für Wertschöpfung zu sorgen, professionell und verantwortungsvoll zu handeln. Er sieht sie in ihrer Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit als Garanten der Unabhängigkeit einer Gesellschaft, ja als konstitutiv für deren Zusammenhalt.

 

Der privaten Initiative von Richard Straub, einem international erfahrenen Manager, ist zu verdanken, dass sich in diesen Tagen in Wien zum hundertsten Geburtstag des erst vor fünf Jahren in Kalifornien verstorbenen Peter Drucker Stars der internationalen Managementszene mit Führungskräften treffen. Mitten in der Orientierungskrise diskutieren sie über neue Denkansätze jenseits des in der Finanzkrise so spektakulär gescheiterten Marktfundamentalismus. Der Altmeister der Management-Lehre hätte damit wohl seine Freude gehabt (www.druckersociety.at).

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