Nicht weniger als 12 Ehrendoktorate – darunter auch solche von den Universitäten Graz und Prag – wurden einst Nikola Tesla verliehen. Der geniale Erfinder, 1854 in der Donaumonarchie auf dem Gebiet des heutigen Serbien geboren und 1943 in New York verstorben, durchlebte im Laufe seiner Karriere alle Höhen und Tiefen eines schöpferischen Lebens, mit fulminanten Erfolgen und ebenso kapitalen Abstürzen. Eine Büste im Bostoner Massachusetts Institute of Technology (MIT) erinnert an diesen Pionier der modernen Elektro- und Energietechnik.
Teslas Geschichte imponierte dem Jungunternehmer Elon Musk so sehr, dass er ihn zum Namensgeber seiner 2004 im Alter von 33 Jahren gegründeten Autoherstellerfirma machte. Kurz zuvor hatte er erfolgreich seinen Anteil an der von ihm mit gegründeten Internet-Bezahlplattform Paypal verkauft.
Elon Musk erweist sich als mindestens so expeditiv wie sein Vorbild. Die wiederverwendbaren Trägerraketen seines Raumfahrtsunternehmens „SpaceX“ transportieren Satelliten um Bruchteile der bisherigen Kosten in den Orbit. Mit „SolarCity“ arbeitete er sich an die Spitze des amerikanischen Solarstrom-Marktes vor. Und als ob es damit noch nicht genug zu tun gäbe, gründete der Workaholic auch noch „Hyperloop“. Zweck dieses Projekts ist die Untertunnelung hoch frequentierter Strecken, auf denen Personen in Hinkunft in ultraschnellen Kapseln via Luftpolster von einem Ort zum anderen transportiert werden sollen.
Derartige Erfolgsgeschichten lassen sich jedoch nur dort erzählen, wo funktionierende Märkte für Wagniskapital in Form von Beteiligungen oder Börsengängen Möglichkeiten-Räume bieten, in denen sie umsetzbar sind. Nicht zufällig notieren die größten digitalen Technologieunternehmen der Welt an US-Börsen. Ihre Investoren gestehen ihnen auf eigenes Risiko mitunter lange Anlaufstrecken zu, bevor sie in die Gewinnzone kommen.
Als Elon Musk am 1. April über Twitter den makabren Scherz verbreitete, es sei trotz eines Massenverkaufs von Ostereiern nicht gelungen, Tesla vor der totalen Pleite zu bewahren, klang das angesichts der tatsächlich hohen Verluste seines Unternehmens wie Galgenhumor. Seine Investoren aber scheinen weiter an ihn zu glauben und ließen den Börsenkurs nach einem kurzen, heftigen Knick wieder ansteigen.
Zuletzt gelang es Daniel Ek, dem schwedischen Erfinder des Musik-Portals Spotify, sein Unternehmen an die New Yorker Börse zu bringen. Trotz laufender Verluste, die mehr als ein Viertel des Jahresumsatzes von 5 Milliarden Dollar ausmachen, brachte Spotify am Tag des Börsengangs einen Gesamtwert von fast 30 Milliarden auf die Waage. Die Erwartungen in künftige Erfolge scheinen auch hier – zumindest für einige Zeit – die Gesetze der betriebswirtschaftlichen Schwerkraft aufzuheben.
Wieder einmal bestätigt sich, wie enorm der Aufholbedarf Europas im Bereich des Risikokapitals und leistungsstarker Technologiebörsen ist. Bis zu einer „Kapitalmarktunion“, die den Namen verdient, gibt es jedenfalls noch viel zu tun!
12. April 2018