Mit seiner legendären Studie über „Die Grenzen des Wachstums“ legte das im „Club of Rome“ versammelte Forscherteam rund um Dennis Meadows 1972 den Grundstein für eine neue Sicht der Welt. Seine Simulationsmodelle schärften den Blick für globale Entwicklungspfade und lieferten reichlich Munition für die gerade im Entstehen begriffene Umweltbewegung. Über 30 Millionen verkaufte Exemplare machten das Werk zum globalen Bestseller.
In den Folgejahren setzte es viel Kritik an dem Versuch, aus der linearen Fortschreibung von Entwicklungen unverrückbare Trends abzuleiten. Als trotz anderslautender Prognosen die Erdölvorräte nicht und nicht ausgehen wollten, zogen einige Kritiker sogar ernsthaft in Zweifel, dass es Grenzen des Wachstums überhaupt gibt. Man rankte sich an der Hoffnung empor, neue Technologien würden den Materialeinsatz trotz weiteren Wachstums so stark reduzieren, dass wir ruhig weitermachen könnten wie bisher. Seit jedoch außer Zweifel steht, dass der bedrohliche Klimawandel maßgeblich menschengemacht ist, kann der Horizont der Endlichkeit materiellen Wachstums wohl hinausgeschoben, nicht aber mehr hinweggeleugnet werden.
Allerdings verlor sich der Club of Rome in den letzten Jahren in pessimistischen Weltmodellen ohne realistische Lösungsansätze. In seiner jüngsten Studie versteigt er sich zu Aussagen, die nicht nur bei Experten heftiges Haareraufen hervorrufen: Ausgerechnet den in hoch entwickelten Staaten mit ihren ohnehin schon geringsten Geburtenraten lebenden Menschen wird faktischer Verzicht auf Kinder nahegelegt. Allen Ernstes empfiehlt man sogar Prämien für Kinderlose – weil sie ja dafür sorgen, dass ein paar Umweltverbraucher weniger unsere schöne Welt belasten. Mit diesem inhumanen Nonsens hat sich der Club of Rome wohl endgültig von seiner ökologischen Themenführerschaft abgemeldet.
Eine ganz andere Stimme aus Rom beeinflusst hingegen die Diskussion über unsere globale Ordnung ganz entschieden: in keineswegs zufälliger zeitlicher Nähe zu der im Mai 2015 von Papst Franziskus veröffentlichten Umweltentzyklika „Laudato si“ einigte sich die UN-Klimaschutzkonferenz im Dezember letzten Jahres in Paris auf verbindliche Klimaziele und übertraf damit sogar die Erwartungen, die man in dieses Treffen gesetzt hatte.
Voraussetzung für das Inkrafttreten des Pariser Abkommens ist allerdings, dass es von 55 Ländern ratifiziert wird, auf die mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen entfallen. Dass es anlässlich des jüngsten Treffens der „G20“ von den beiden weltweit größten Volkswirtschaften China und USA unterzeichnet wurde, kann als Durchbruch gewertet werden, verursachen sie doch zusammen 38 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses.
Umweltökonomen bestätigen, dass diese positive Wende bereits in zahlreichen Ländern zu erkennbaren Anstrengungen in die richtige Richtung führt. Alternativenergien bekommen Rückenwind, Forschung in Richtung Null-Emissions-Wachstum ist im Auftrieb. Der Weg zur Umsetzung ist noch weit, aber ein Anfang ist endlich getan.
29. September 2016