Tim Cook, dem Nachfolger des im Herbst 2011 verstorbenen, legendären Gründer-Unternehmers Steve Jobs an der Spitze von Apple, platzte bei der Hauptversammlung des Elektronik-Konzerns Anfangs März im kalifornischen Cupertino der Kragen. Der Vertreter einer ultrakonservativen Lobbygruppe hatte sein Nachhaltigkeitsprogramm kritisiert und Cook öffentlich aufgefordert, nur mehr Projekte zu verfolgen, die den Profit der Aktionäre steigern. Dessen Antwort fiel mehr als deutlich aus: „Wenn es um Arbeitssicherheit oder Umweltaspekte geht, oder wenn Apple seine Geräte für Blinde nutzbar macht, denke ich nicht an die verdammte Rendite, da geht es um Prinzipien. Wenn Sie von mir wollen, dass ich alles nur für die Rendite mache, dann sollten Sie sich von dieser Aktie trennen.”
Bei orthodoxen Anhängern einer ausschließlich am Aktionärswohl („Shareholder-Value“) orientierten Wirtschaftsweise kommen solche Sätze etwa so gut an wie der Aufruf zum Ungehorsam bei der römischen Kurie. Aber sie haben gegenüber der reinen Lehre den Vorzug eines deutlich größeren Realitätsbezugs.
Dass Unternehmen auf Dauer nur mit Gewinnen überleben und wachsen können, ist klar. Was sie aber erst zu wirklichen Gewinnern macht, ist die Leidenschaft für Innovation, Kundenzufriedenheit und einen guten Ruf bei Mitarbeitern wie in der Öffentlichkeit. Deshalb setzen viele von ihnen auf soziale Mitverantwortung und Nachhaltigkeit nicht nur im eigenen Umfeld sondern auch bei der Expansion auf internationalen Märkten. Ihre Investitionen in Arbeitsplätze und Ausbildung sind der eigentliche Beitrag von Unternehmen zur Entwicklung.
Das hat sich allerdings noch nicht überall herumgesprochen. Als etwa kürzlich Unternehmen vom Netzwerk für soziale Verantwortung wegen gesellschaftlich unverantwortlichen Verhaltens als „Schandfleck des Jahres“ an den medialen Pranger gestellt wurden, setzte es gleich auch eine „Festrede“, in deren Titel unternehmerische Verantwortung („Corporate Social Responsibility“) taxfrei als „neoliberaler Schmäh“ bezeichnet wurde. Was nicht nur die Tim Cooks der großen Aktiengesellschaften gedankenlos diskreditiert, sondern auch zahllose Führungskräfte mittelständischer Unternehmen, die einen guten Job machen, für Beschäftigung sorgen und die Umwelt respektieren. Dabei ist auch international längst unbestritten, dass unternehmerisches Engagement die Lebensverhältnisse in den ärmeren Weltgegenden nachhaltiger verbessert als punktuelle Hilfsprogramme.
Wer sich dafür interessiert, wo und wie sich Entwicklungshilfe mit den Projekten von Unternehmen verbinden lässt, findet dazu in Österreich sogar eine eigene Zeitschrift. Sie heißt CorporAID, wurde von privaten Entwicklungshelfern gegründet und feierte in diesen Tagen ihr zehnjähriges Jubiläum. Vielleicht inspiriert die Lektüre dieses Magazins die Erfinder des „Schandflecks“ dazu, in Zukunft nicht nur den Rohrstab zu schwingen, sondern auch jene Unternehmen anzuerkennen, denen Rendite nicht über alles geht.
13. März 2014