Das Kaffeehäferl mit dem winterblauen Edelweiß und den gelben Blütengefäßen in Form der fünf Kontinente habe ich mir irgendwo aufgehoben. In den Worten der Werbeprofis sollte das romantische Logo den Austragungsort als „ein Stück Unschuld inmitten der modernen Zivilisation“ symbolisieren. Beinahe hätte es die perfekte Kampagne eines kleinen, professionellen Teams gemeinsam mit den Wintersport-Profis aus den Tourismusgemeinden tatsächlich geschafft, die olympische Eröffnungsfeier in der kommenden Woche in Salzburg stattfinden zu lassen.
Von den Hohen Tauern bis ins benachbarte Berchtesgadener Land sollte sich der Bogen der Austragungsorte spannen. Im Westen der Mozartstadt wäre aus einer Kaserne das olympische Dorf und später dann eine attraktive Wohnsiedlung geworden. Und die Siegerehrungen wollte man auf einer für die Zeit der Spiele über der Salzach errichteten Plattform („medals plaza“) feiern.
Man hatte aus der Absage der Bewerbung für 2010 – der Zuschlag ging an Vancouver – gelernt und wollte diesmal alles richtig machen. Auch der Mitbewerber Sotschi trat zum zweiten Mal an. Im Juli 2007 trafen 103 Mitglieder des Olympischen Komitees in Guatemala City die Entscheidung. Präsident Putin persönlich war vor Ort präsent. Der offizielle Evaluierungsbericht sparte alle politischen Probleme der russischen Bewerbung aus.
Salzburg hätte damals für zusätzliche Baulichkeiten nicht mehr als 200 Mio Euro benötigt – alle anderen Sportstätten gab es schon. Ein Vielfaches davon – bis zu 36 Milliarden – wurde im Kaukasus investiert, wo eine ganze Region mitsamt der notwendigen Infrastruktur völlig neu entstand. Für die erfolgreichen österreichischen Zulieferfirmen war schon deshalb der Zuschlag an Sotschi keine schlechte Nachricht. Karl Schranz als Berater des russischen Präsidenten war zumindest in diesem Bereich olympisch erfolgreicher als Franz Klammer, der Salzburgs Bewerbung als internationaler Botschafter („Ambassador“) unterstützt hatte.
Ich war Mitglied des ehrenamtlichen Aufsichtsrates der Olympia 2014 Bewerbungsgesellschaft. Im Finanzausschuss wurde uns von den Wirtschaftsprüfern und einer zusätzlichen begleitenden Kontrolle über alle finanziellen Bewegungen detailliert berichtet. Niemand ahnte, dass die Überweisung an den renommierten Olympia-Förderverein später zur Gerichtssache werden sollte. Das durchaus ehrenvolle Scheitern bei der Bewerbung wurde plötzlich zum Politikum. Von den gegen die Geschäftsführung erhobenen Vorwürfen blieb aber letztendlich nichts übrig. Noch war unbekannt, dass im Generalsekretariat des Nationalen Olympischen Komitees Misswirtschaft herrschte.
Das Bemühen um die Austragung von internationalen Großveranstaltungen kann dennoch wertvolle Energien freisetzen und führt nicht selten zu Vorhaben, die auch dann von langfristigem Vorteil sind, wenn der Zuschlag an andere geht. Und so verdankt Salzburg seinen olympischen Ambitionen einen der schönsten Bahnhöfe des Landes. Er wurde gerade rechtzeitig zur Eröffnungsfeier fertig.
30. Jänner 2014