Was unternehmen wir, um unseren Wirtschaftsstandort unter den Bedingungen der Globalisierung wettbewerbsfähig zu halten, wann wagen wir längst überfällige Reformen in der Verwaltung und im Pensionssystem? Wahlkampfwürdige Fragen – auch ohne das Schock-Vokabel „abgesandelt“. Aber sind internationale Ranglisten, in denen Österreich zurückgefallen ist, aussagekräftiger als objektive Wachstums-, Export- und Beschäftigungsquoten, bei denen wir viel besser abschneiden? Ein näherer Blick auf zwei der meist zitierten Rankings lohnt sich.
Da ist zunächst die Reihung des Lausanner Management-Institutes IMD, in der Österreich mit Rang 23 gegenüber dem Vorjahr zwei Plätze eingebüßt hat. Dass die Schweiz in puncto Wettbewerbsfähigkeit (Competitiveness) auf Platz 2 hinter den USA liegt, leuchtet ein. Ebenso Rang vier für Schweden, das als Hochsteuerland einen disziplinierten Budgetkurs fährt. Weniger schlüssig hingegen der raketenhafte Aufstieg der Vereinigten Arabischen Emirate von Platz 16 auf Platz 8: der fundamentalistische Staat verdankt ihn vor allem der hervorragenden Benotung seiner Regierungsqualität („government efficiency“). Auch China hat uns überholt – das Modellland eines Kapitalismus ohne Demokratie. Vorbild dafür ist wohl Singapur, von dem die Juroren so beeindruckt sind, dass sie es an den fünften Platz gesetzt haben, knapp hinter Hong Kong, das als Dritter der Welt sogar einen Platz am Siegerpodest dieses eigenartigen Schönheitswettbewerbs erzielt hat. Sogar Quatar liegt zwölf Plätze vor uns.
Wer sich die Kriterien dieser globalen Miss-Wahl näher ansieht, wird leicht irritiert. Denn es bleibt völlig unklar, was auf dem Weg an die Spitze zählt: Schönheit oder Muskelkraft, quantitatives Wachstum oder auch Qualität, bloße Regierungseffizienz (mit Spitzenwerten in autokratischen Einparteien-Regimen) oder auch demokratische Offenheit. Dementsprechend durchmischt fällt das Siegerfoto aus, auf dem sich neben entwickelten Marktwirtschaften und Wohlfahrtsstaaten für meinen Geschmack zu viele Mitbewerber aus Ländern tummeln, in denen alle – außer den kaufmännischen – Freiheiten extrem eingeschränkt sind. Wenn es nach mir ginge, wären sie wohl schon in der Vorrunde des Castings ausgeschieden.
Nicht viel anders sieht es beim „Global Competitiveness Index“ des Davoser „World Economic Forum“ aus. Wenig überraschend liegt hier die Schweiz an der verdienten Spitze. Unsere Nachbarn machen ja wirklich vieles richtig. Gleich auf Platz zwei aber: Singapur, dann auch Hongkong und Quatar deutlich vor uns, die wir immerhin Platz Sechzehn belegen. Irland rangiert hier nur auf Platz 27, während es beim IMD-Index sechs Plätze vor uns zu liegen kommt: eine der vielen Ungereimtheiten, die es nahelegen, all diese Castings nicht so tierisch ernst zu nehmen.
Außer sie sind so erfreulich wie das Innovations-Ranking der Nachrichtenagentur Bloomberg, in dem wir uns jüngst auf Platz Acht verbessert haben, weit vor der Schweiz, die es nur auf Platz 21 gebracht hat.
05. September 2013