Vor kurzem wirkte ich an einem Beitrag des ORF-Magazins ECO über Christine Lagarde mit. Es ging um ihre Rolle als Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und um dessen zentrale Aufgaben – nicht zuletzt als Teil der die Budgetsanierung der Euroländer überwachenden „Troika“. Ich bemühte mich im Interview um verständliche, nicht allzu weitschweifige Antworten. An die Quote denkend legte ich mir sogar eine Schlusspointe zurecht. Den Einfall dazu verdankte ich der Tatsache, dass Frau Lagarde in ihren französischen Jugendjahren eine äußerst erfolgreiche Synchronschwimmerin war. Was lag da näher, als zu sagen: „Wir wissen nicht, ob es gelingen wird, die Euro-Staaten wieder zu budgetpolitischen Synchron-Schwimmern zu machen. Aber wenn es jemandem zuzutrauen ist, dann Christine Lagarde.“ Ich war mir der Wirkung dieses Satzes sicher. Als ich ihn zwei Tage später im Rahmen des fertigen Beitrages am Bildschirm sah, erschien er mir allerdings etwas hölzern.
Außerdem zeigte sich, dass die erfahrene Redakteurin am Schneidetisch entschieden hatte, die verfügbaren zehn Minuten ganz der persönlichen Geschichte von Frau Lagarde zu widmen und sie nicht allzu stark mit Expertenaussagen über den Währungsfonds zu vermengen. Sendetechnisch war das absolut nachvollziehbar. Gebührenzahler/innen, die nur mein Statement über das Euro-Synchronschwimmen wahrgenommen haben, würden nun allerdings nie mehr erfahren, warum man dazu einen Finanzökonomen befragt hat – so meine Befürchtung. Vor allem deshalb handelt der zweite Teil dieser Kolumne vom weithin unbekannten Wesen Währungsfonds.
Als eine globale Finanzinstitution mit mehr als 180 Teilnehmerstaaten organisiert er Notkredite für überschuldete Staaten, die auf den freien Finanzmärkten kein neues Geld mehr bekommen. Zu Zeiten des bis 1971 geltenden Goldstandards – also der festen Bindung der Leitwährung US-Dollar an das Edelmetall – intervenierte er bei Währungs- und Zahlungsbilanzproblemen. Während des Kalten Krieges warf man ihm die einseitige Unterstützung von Regimen vor, die (wie etwa Argentinien) ins außenpolitische Kalkül der USA passten. Auch verteilungspolitisch waren seine damaligen Methoden umstritten. Nach dem Mauerfall änderte sich der Arbeitsauftrag des Fonds dann in Richtung Globalisierung.
Zu seiner bisher wohl wichtigsten Neuorientierung aber kam es durch die Finanzkrise 2007/8. Das Finanzmarktmodell der höchst entwickelten Marktwirtschaften galt nun nicht mehr als Vorbild. Die aufstrebenden Marktwirtschaften der früheren „Dritten Welt“ traten in den Kreis der G20 ein und bekamen deshalb auch im IWF größeres Gewicht.
Umso erstaunlicher erscheint mir die Tatsache, dass heute bereits 60 Prozent aller aktuellen Ausleihungen des Währungsfonds nach Europa gehen. Er wird damit zum Retter in der Not für eine Gruppe von Ländern, für die er ursprünglich wohl am wenigsten gedacht war. Mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) versuchen wir gerade, ihn für unsere